05.09.2023 09:01
Harvest Moon, Persona, Rune Factory 3, Rune Factory 4, Special, Stardew Valley
Gute Bauernhofsimulationen schaffen den gegensätzlichen Spagat aus Entspannung auf dem heimeligen Hof und dem Stress durch zeitoptimierte Farmarbeit. Das gelingt auch Rune Factory 3 Special.
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Die Neuauflage des Nintendo-DS-Spiels aus dem Jahre 2009 dürfte Kennern der Reihe direkt vertraut vorkommen. Einmal mehr gelangen wir als Amnesie-geplagter Jüngling in eine kleine Siedlung voller Anime-Figuren. Nach Ankunft in Scharanz werden wir schnurstracks im freistehenden hohlen Baum einquartiert. Anbei ist direkt ein großes Feld, sodass wir selbst für unseren Unterhalt sorgenkönnen. Wiepraktisch! Die HandvollCharaktereim Dorf lernen wir schnellkennen – unddie meisten haben direkt kleine Aufgaben für uns oder spannen uns in ihre Geschäfte ein.Bei einem Großteil der Bewohner handelt es sich umLadenbesitzer wie das Mädchen Shara, bei dem wir Saatgut erstehen können, oder der ansässige Schmied Gaius, der uns mit neuen Werkzeugen und Waffen ausstattet.
Hoher Puls bei der Feldarbeit
Aus der vertrauten Draufsicht gehen wir so dem Alltag des Lebens in Scharanz nach. Es gibt eine übergeordnete Handlung, die Stück für Stück vorangetriebenwird. DerFokus liegt aber auf der Entwicklung der Farm undden sozialenBeziehungen mit den Dorfbewohnern. Wie wir unseren Tag dafür einteilen, ist uns überlassen. Ein Tag dauert nicht länger als wenige Minuten, was schon für das hohe Spieltempo von Rune Factory 3 Special spricht. Die Laufzeit vom heimischen Bett bis zu den Läden dauert sieben Sekunden, den ganzen Ort zu durchqueren nur wenige Sekunden mehr. Es gibt keine Ladezeiten beim Bildschirmwechsel oder beim Betreten der Häuser.
Besonders im Vergleich zum dauerladenden und dauerruckelnden Rune Factory 5 ist das eine wahre Wohltat und zeigt die Vorteile der reduzierten Technik im Vergleich zur nicht optimierten 3D-Umgebung desneuestenTeils auf. Immerhin wollen wir im Sekundentakt Dinge erledigen, schnell kleine Optimierungen am Feld vornehmen, am Wegesrand die Dialogoptionen einesNicht-Spieler-Charakterserschöpfen und schon wieder in den Wald neue Ressourcen sammeln und ein paar Monster verkloppen. Die Uhr tickt in Rune Factory 3 Special und wie üblich für Bauernhof-Simulationen wechseln auch hier die Tages- und Jahreszeiten im festen Rhythmus. Geerntetes werfen wir genretypisch in die Versandbox, die einmal täglich geleert wird und uns Geld einbringt. Dann beginnt der Kreislauf vonNeuem.
Zeit ist Geld
Zu dieser Spielweise sind wir aber nicht gezwungen. Das bunte Spiel lädt mit seinen drolligenwieliebenswerten Figuren auch auf eine entschleunigte Spielweise ein.So bestehen die meisten Quests nurdarin, sich ein wenig mit den Leuten zu unterhalten, sie besserkennenzulernenund ihnen gewisse Dinge zu bringen. Wir können unsere Zeit mit Angeln vertreiben oder Leute mit selbstgekochten Gerichten überraschen. Hier kommt aber wieder das Spiel ins Spiel. Immerhin levelt jede Tätigkeit mit und auch die Beziehungsstufen zu den Dorfbewohnern sind stets einsehbar.Wir ertappen uns schnell dabei, dass wir dann doch wieder versuchthaben, zuoptimieren: Schnell der verfressenen Collette etwas Essen kochen, um ihre Freundschaftsstufe effektiv zu steigern und spät nachts nochholzhacken, um auch kein Pixel unseres Ausdauerbalkens ungenutzt zu lassen. Hiersindwir regelrecht in der Motivationsspirale gefangen undfreuenuns jeden Tag aufsNeue, frischaus dem Bettzu hüpfen.
Das liegt besonders an der Verflechtung der ganzen Mechaniken. Einzeln betrachtet ist weder das Bauernhof-Gameplay besonders tiefgreifend und auch dasAction-Kampfsystem oder die Dungeons zählen nicht zu den besten Vertretern des Hack-and-Slay-Genres. In Rune Factory 3 Special fließen die ganzen Elemente aber besonders gut zusammen und werden von Details, dynamischen Interaktionen der Figuren und einer wahnsinnig guten deutschen Lokalisierung zusammengehalten. Perfekt passt hier auch der Wuselfaktor derNebenfiguren, die selbstverständlich auch ihrem Tagesablaufhaben. Wir haben dasGefühl, ineinem Dorf zu sein, in dem sich die Figuren auch gegenseitig wirklich kennen.
Hakelige Steuerung
Dennoch gibt es Dinge, die unseren Spielspaßausbremsen. Über die Technik können wirhinwegsehen. Dasganze Spiel wurde in einer neuen Engine neugebaut, sodass es bei Weitem nicht mehr nach einem Nintendo-DS-Spiel aussieht, aber auch nicht nach einem wirklich modernen Ableger. Deutlich schlimmer ist das miese Inventar- und Item-Management, bei dem wir langebrauchen, bis wir mühelos zwischen den Farmwerkzeugen, Saaten, Waffen und Skills wechselnkönnen. Das Transferieren zwischen Beutel und Kühlschrank oder Lagerkiste ist nicht wirklichintuitiv – undwarum sind die Lagerplätze so schnell aufgebraucht? Hier hätte der Neuveröffentlichung kleine aber maßgebliche Veränderungen gutgetan.
Geschrieben von Jonas Maier
Fazit:
Rune Factory 3 Special schlägt in dieselbe Kerbe wie Rune Factory 4 Special. Zwar erkenne ich viele Elemente, die im Nachfolger ausgebaut wurden,doch vermisseich ein paar Dinge wie zum Beispiel die ausgebauten Dungeons oder die größeren Dialogoptionen mit den Spielfiguren.Dafürpunktet der dritte Teil immer noch mit denselben Stärken: Die Gameplay-Spirale aus Sähen, Ernten, Verkaufenund Coist motivierend und die kleine Spielwelt steckt voller Details und Überraschungen. Das liegt an den symphytischen Figuren, die der Grund für die wohlige Stimmung im Örtchen Scharanz sind. Ein perfektes Spiel zum Wohlfühlen,soferndann nicht doch wieder die Farm um Aufmerksamkeit ruft. Zum Glückkannich hier ein paar Schafe und Monsterpilze auf meiner Farm zur Sklavenarbeitzwingen. Damit bleibt mirmehr Zeit für andere Dinge.
Bewertung
Pros
- buntes Wohlfühl-Setting mit lustigen und sympathischen Figuren
- große Gameplay-Freiheit, die unterschiedliche Spielstile erlaubt
- flottes Spieltempo
Contras
- hakelige Bedienung mit hohem Verdrück-Potenzial
- nur eine Nebenmission auf einmal annehmbar
Kurzfazit
Zugängliche Bauernhofsimulation voller drolliger Figuren und Geschichten mit krampfiger Bedienung.
JonasMaier
Auszeichnungen / Awards
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